ADHS am Arbeitsplatz: Hilfe für Betroffene im Job

Kann man ADHS-Betroffenen am Arbeitsplatz helfen?

Mitarbeitende mit ADHS gestalten ihre Karriere oft zu wenig bewusst und brauchen dazu gelegentlich punktuelle Unterstützung. Um ein erfolgreiches Arbeitsumfeld für ADHS-Betroffene zu schaffen, müssen Unternehmen über herkömmliche Ansätze hinausgehen und Führungskräften sowie Mitarbeitenden fachliche Unterstützung zur Seite stellen.

Diese Erkenntnisse stammen aus der „ADHD in the Workplace Study” von Akili und Wakefield Research, die die Notwendigkeit und die Möglichkeiten von ADHS-Massnahmen am Arbeitsplatz beleuchtet und zeigt, wie sich das Potenzial Betroffener gewinnbringend einsetzen lässt.

Befragung
Befragt wurden 500 erwerbstätige Erwachsene mit ADHS und 500 Führungskräfte (mit oder ohne ADHS), um die alltäglichen Herausforderungen von «Menschen mit ADHS am Arbeitsplatz» zu verstehen. Die Umfrage umfasste:

  • die Auswirkungen der Beeinträchtigung
  • die Offenlegung gegenüber Arbeitgebern
  • Erfahrungen mit Stigmatisierung
  • falsche Vorstellungen von Führungskräften
  • Behandlungsmöglichkeiten

Sie ergab, dass Arbeitnehmende mit ADHS am Arbeitsplatz häufiger und vielfältiger mit Herausforderungen konfrontiert sind, die ihre Karriereziele beeinträchtigen und ihre psychische Gesundheit belasten. Arbeitnehmende ohne ADHS leiden weniger darunter:

  • 87 % geben an, dass sich ADHS negativ auf ihre Karriere auswirkt.
  • 97 % sind der Meinung, dass sie mehr leisten könnten, wenn sie ihre Symptome besser in den Griff bekämen.
  • 95 % fühlen sich durch die mangelnden Behandlungsmöglichkeiten ihrem Schicksal ausgeliefert: Im Betrieb fehlt das Verständnis, und für die Behandlung ihrer Schwierigkeiten fehlen die Fachärzte.

Diese Mitarbeitenden wünschen sich von ihren Vorgesetzten ein grösseres Verständnis und Bewusstsein für ihre Schwierigkeiten. Sie hätten gerne eine kompetente Ansprechperson, die sie versteht – etwa um Planungsarbeiten zu besprechen. Denn die üblichen Lösungen funktionieren bei ADHS oft nicht.

ADHS-Vorurteile

Am heutigen Arbeitsplatz gibt es noch immer zahlreiche Vorurteile über ADHS: Man erkennt, was nervt, versteht aber oft nicht, was dahintersteckt. Gerade in einer Zeit, in der sich kaum jemand Zeit für eine gründliche Analyse nimmt, entsteht ein fruchtbarer Boden für Vorurteile.

  • 92 % der betroffenen ADHS-Mitarbeitenden berichten, dass sie regelmässig falschen Vorstellungen ihrer Kolleginnen und Kollegen begegnen; die häufigste lautet: «Menschen mit ADHS sollen sich einfach mehr anstrengen.»
  • 75 % der Mitarbeitenden mit ADHS berichten, dass sie im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen verstärkter Kontrolle durch Vorgesetzte ausgesetzt sind. Nach meiner Erfahrung führt das jedoch nur kurzfristig zu Verbesserungen.
  • 56 % glauben, dass ihre negativen ADHS-Anteile dazu führten, dass sie bei Beförderungen übergangen, bei spannenden Projekten nicht berücksichtigt, von komplexen Aufgaben entbunden oder gar degradiert wurden.

Wie wirken sich falsche Vorstellungen über ADHS im Betrieb aus?
Diese falschen Vorstellungen tragen dazu bei, dass sich betroffene Personen «verstecken», was die Kommunikation über ADHS vermindert:

  • Über 90 % der Arbeitnehmenden mit ADHS haben Bedenken, dass ihre Kolleginnen und Kollegen von ihrer Diagnose erfahren könnten. Ihre Schwierigkeiten würden heruntergespielt und damit ihre Leistung als weniger wertvoll wahrgenommen.
  • Unaufgeforderte, halbwahre Ratschläge zum Umgang mit ADHS sind ein weiterer Grund, sich zurückzuziehen.
  • Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich klar in diesen Wahrnehmungen:
    • 50 % der Frauen gegenüber 40 % der Männer befürchten, dass ihre ADHS-Diagnose abgetan oder heruntergespielt wird.

Die Schwierigkeit für Führungskräfte
Führungskräfte sind oft nicht in der Lage, einen Mehraufwand für ADHS Betroffene zu leisten, um sie gleich zu behandeln wie alle andere. So geben 81 % der Führungskräfte an, dass sie weder Zeit noch das Wissen haben, sich mit ADHS-typischen Schwierigkeiten auseinanderzusetzen und auf die Bedürfnisse dieser Mitarbeitenden einzugehen – auch dann nicht, wenn die ADHS-Diagnose offengelegt wurde.

Vorsicht Kündigungswelle
Wenn Unternehmen keine Massnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeitenden zu unterstützen, werden diese früher oder später kündigen. Das erklärt die häufigen Stellenwechsel in Lebensläufen. Dies wirkt sich nicht nur auf die Produktivität, sondern auch auf die Teamkultur aus: Abgänge enttäuschter Mitarbeitender können weitere nach sich ziehen.

Was kann eine Führungskraft unternehmen, um entgegenzuwirken? Sie kann:

  • ADHS-Recherchen im Internet betreiben.
  • KI nach Hilfe fragen.
  • Das Problem an Fachärzte oder Psychotherapeuten delegieren.
  • Warten, bis es zur Kündigung kommt.
  • Sich zu ADHS weiterbilden.
  • Einen ADHS Coach beiziehen.

Was kann ich als Coach bieten?
Als langjähriger ADHS-Coach gehört es zu meinem Alltag, gemeinsam mit der betroffenen Person und dem Arbeitgeber spezifische Lösungen zu erarbeiten und den Veränderungsprozess zu begleiten.
Dazu gehören:

  • Eigene Einstellungen und Verhaltensweisen schrittweise ändern.
  • Führungskräfte im Umgang mit ADHS unterstützen.
  • Leistung, Zuverlässigkeit und Kommunikation verbessern.
  • Weitere Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.
  • Austausch mit Ärzten, Versicherungen und weiteren Beteiligten.

Wo Halbwissen verunsichert und den Rückzug fördert, braucht es Klarheit, um die verlorengegangene Sicherheit wiederherzustellen. Gerade im beruflichen Setting besteht ein klarer Bedarf, das Personal über ADHS aufzuklären und Vorurteile abzubauen.

Anrufen, kennenlernen und zusammen arbeiten
Ich unterstütze Mitarbeitende im Einzelcoaching – auch online und biete praxisbezogene Firmenschulungen direkt in der Firma an. Nach einem ersten Telefonat erstelle ich ein individuelles Kurzkonzept, um möglichst rasch über den gewünschte Rahmen zu entscheiden. Lasst und einfach mal darüber sprechen.

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