5 Gründe, warum bei ADHS die Konzentration reduziert ist.
Konzentrationsprobleme sind für viele Menschen ein alltägliches Hindernis – sie beeinflussen die Produktivität, den Beruf und das Privatleben. Für Personen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) sind diese Schwierigkeiten jedoch oft wesentlich stärker ausgeprägt. Denn ADHS ist in erster Linie eine Störung der Selbstregulation, die auch die Konzentrationsfähigkeit beeinflusst. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung zeigen Betroffene häufig eine andere und oft weniger konstante Konzentrationsleistung.
Aber warum ist das so? Hier sind fünf Gründe, weshalb Menschen mit ADHS oft Schwierigkeiten mit der Konzentration haben:
1. Eine unregulierte Aufmerksamkeitsspanne
Menschen mit ADHS haben oft keine gleichmässige Aufmerksamkeitsspanne. Ihre Fähigkeit, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, schwankt stark und hängt von Faktoren wie Interesse, emotionaler Stimulation und Relevanz ab. Spannende oder neuartige Aufgaben erhalten häufig volle Aufmerksamkeit, während Routinetätigkeiten schnell anstrengend oder uninteressant erscheinen. Auch der Energiehaushalt, der bei ADHS starken Schwankungen unterliegt, beeinflusst die Konzentration und kann es erschweren, überhaupt mit einer Aufgabe zu beginnen.
2. Schwierigkeiten bei der Reizfilterung
Das Gehirn von Menschen mit ADHS hat Probleme, unwichtige Reize aus der Umgebung herauszufiltern. Während nicht betroffene Personen solche Reize automatisch und unbewusst ignorieren, nehmen ADHS-Betroffene sie häufig bewusst wahr und beschäftigen sich damit. Geräusche, Bewegungen oder sogar eigene Gedanken können genauso stark wahrgenommen werden wie die eigentliche Aufgabe. Dieses Übermass an Informationen führt zu einem ständigen Energieverlust und kann schnell zu mentaler Erschöpfung führen.
3. Fehlender Nutzen von Pausen
Viele Betroffene erleben Pausen nicht als erholsam, sondern als zusätzlichen Stressfaktor. Wenn ich Klientinnen und Klienten frage, wozu sie eine Pause machen, antworten viele mit „um zu essen“ oder „weil man das eben macht“. Doch der eigentliche Zweck, nämlich sich zu erholen und Energie zu tanken, bleibt oft unbeachtet. Stattdessen fühlen sich Pausen durch soziale Interaktionen oder reizüberflutende Umgebungen für viele Betroffene anstrengend.
4. Emotionale Dysregulation
Menschen mit ADHS erleben Emotionen oft intensiver und unmittelbarer. Gerade negative Gefühle wie Frustration, Langeweile oder Stress können die Konzentrationsfähigkeit stark beeinträchtigen. Diese Emotionen lenken nicht nur von der eigentlichen Aufgabe ab, sondern können auch innere Unruhe auslösen. Bei starker emotionaler Belastung steigt die Wahrscheinlichkeit impulsiver Reaktionen, was die Fokussierung auf eine Aufgabe weiter erschwert.
5. Dopaminmangel im Gehirn
Ein Ungleichgewicht im Dopaminsystem ist eine zentrale neurologische Grundlage von ADHS. Dopamin, ein entscheidender Neurotransmitter für Motivation und Belohnung, ist bei Betroffenen oft reduziert oder dysreguliert. Dies führt dazu, dass viele Aufgaben als wenig motivierend empfunden werden, was es erschwert, am Ball zu bleiben. Nicht betroffene Personen können ihr Dopamin-System häufig automatisch regulieren, während dies bei ADHS-Betroffenen kaum möglich ist.
Was kann helfen?
Für Menschen mit ADHS ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, die eine Konzentration ermöglicht. Dazu gehören:
- Klare Strukturen schaffen: Eine ausgeklügelte ADHS Planung erleichtert den Alltag und gibt die nötige Orientierung.
- Reize minimieren: Eine angepasste Arbeitsumgebung, die weder zu reizarm noch überstimulierend ist, kann helfen, den Fokus zu halten.
- Emotionale Selbstregulation fördern: Techniken wie Atemübungen, Meditation oder gezielte Bewegungspausen unterstützen dabei, innere Unruhe zu reduzieren.
- Gemeinsam arbeiten: In Gesellschaft produktiv zu sein, auch bei unterschiedlichen Aufgaben, kann die Motivation steigern und den Fokus verbessern.
Abschliessende Gedanken
Konzentrationsprobleme bei ADHS sind keine Frage von Faulheit oder Desinteresse, sondern eine neurologische Herausforderung. Betroffene als „faul“ abzustempeln, ist nicht nur falsch, sondern auch verletzend. Stattdessen hilft ein besseres Verständnis der Problematik dabei, gemeinsam Lösungen zu finden. Mit dem richtigen Ansatz und professioneller Unterstützung können Menschen mit ADHS lernen, ihre Stärken auszubauen und ihre Konzentrationsfähigkeit nachhaltig zu verbessern.